Diagnose als Passion

Die Garage Carrosserie Wey AG im luzernischen Buchs ist ein innovativer Familienbetrieb mit neun Mitarbeitenden. Seit 15 Jahren gehört die Garage Wey zum Autofit-Netzwerk und ist seit kurzem auch eGarage-Partner. Geschäftsführer Marco Wey hat sich dem Thema Diagnose verschrieben. Für ihn ist sie nicht einfach ein notwendiges Übel, sondern eine Leidenschaft, die auch seinen Ehrgeiz weckt.

Mit ihm hat Marcel Stocker, Leiter Automotive bei hostettler autotechnik ag, über die neusten Entwicklungen der Diagnose sowie deren Praxisanwendung gesprochen.

Welche Diagnosegeräte setzt du in eurem Betrieb ein und zu welchem Zweck setzt du das jeweilige Gerät ein?

Die Zeiten, in denen man mit einem einzigen Diagnosegerät zurechtkam, sind definitiv vorbei. Um an möglichst allen Autos effizient und professionell arbeiten zu können, setzen wir aktuell auf fünf verschiedene Geräte. Rund 70 Prozent unserer Kundenfahrzeuge stammen aus dem VW-Konzern.

Für diese setzen wir ODIS, die Hersteller-Diagnose des VW-Konzerns, ein. Diese Lösung ist aber relativ zeitraubend. Deshalb nutzen wir für Service- und kleinere Diagnosearbeiten die Schnittstelle sowie Software von VCDS. Dies ist ein einfaches, auf den VW-Konzern spezialisiertes Produkt. Mein neustes «Spielzeug» heisst «DrewTech». Hierbei handelt es sich um eine reine Schnittstelle, welche mir erlaubt, via PassThru mit der Herstellersoftware verschiedener Marken zu arbeiten.

Für die dreissig Prozent der Fahrzeuge ausserhalb des VW-Konzerns nutzen wir klassische Multimarken-Diagnosegeräte. Dazu setzen wir auf je ein Gerät von Delphi und Texa. Für diese Geräte haben wir uns nicht zuletzt wegen dem professionellen und unkomplizierten Support der hostettler autotechnik ag in Zusammenarbeit mit Autef entschieden.

Du verwendest ein PassThru-fähiges Texa-Gerät und hast dich trotzdem entschieden, dir zusätzlich einen Tester mit der Hersteller-Software der VW-Gruppe aufzusetzen. Weshalb?

Von PassThru habe ich an einem Autofit-Kurs erfahren und mich dann intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Die GVO garantiert auch uns freien Garagen den Zugang zur Hersteller-Diagnose, wobei die AMAG die Nutzung der originalen Schnittstelle empfiehlt. Da rund 70 Prozent unserer Fahrzeuge aus dem VW-Konzern stammen, wollte ich von dieser Möglichkeit profitieren und mir eine solche Lösung einrichten.

Wenn sich nun jemand einen Tester mit Hersteller-Software aufsetzen will: Wie muss man vorgehen und welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Zuallererst braucht man viel Zeit und Geduld – zumindest war dies vor fünf Jahren so, als ich anfing, mich mit dem Thema zu befassen. Es dauerte volle zwei Jahre, bis ich alle Zugänge bekam. Dafür musste ich beispielsweise Auszüge aus dem Straf- und Handelsregister einreichen sowie zig Anträge und Formulare ausfüllen. Dazwischen hiess es immer wieder nachfassen und warten. Als ich dann zugelassen war, ging es relativ fix. Einen Tag verbrachte ich noch damit, um den Laptop aufzusetzen. Schlussendlich musste ich dann aber trotzdem noch die Hilfe eines IT-Spezialisten in Anspruch nehmen, bis alles reibungslos lief.

Auch im Betrieb muss diese Lösung intensiv gepflegt werden. So gibt es durchschnittlich einmal pro Woche ein Update, welches heruntergeladen und installiert werden will. Dabei ist eine schnelle Internet-Verbindung Grundvoraussetzung, denn das heutige Update beträgt beispielsweise 30 GB.

Um mit dem Gerät im Alltag arbeiten zu können, muss ich mir erst Credits für die Nutzung kaufen. Bei VW wird nach Nutzungsdauer abgerechnet. So kosten beispielswiese eine Stunde zehn und ein ganzer Tag 25 Euro. Anschliessend kann ich mich einloggen, wobei ich immer die Chassis-Nummer des entsprechenden Fahrzeuges angeben muss.
Nun kann ich Diagnose, Programmierungen und Updates vornehmen oder Reparaturleitfäden und Service-Aktionen einsehen.

Welche Erfahrungen hast du mit den Security-Gateways von Volkswagen gemacht?

Schon länger brauche ich für das Einloggen im ODIS einen USB-Key, dessen Verschlüsselung im Minutentakt ändert. Seit Kurzem brauche ich darüber hinaus eine SFD-Freigabe (Schutz für Fahrzeugdiagnose). Dafür musste ich mich nochmals separat registrieren und identifizieren. Das ist zwar alles etwas mühsam, aber machbar.

Gibt es noch Arbeiten oder Marken, bei welchen du externe Hilfe in Anspruch nimmst?

Durch meine gute Ausrüstung kommt das nicht mehr viel vor. Aber auch ich bin ab und zu auf die Unterstützung von Garagisten-Kollegen angewiesen. Deshalb ist es auch sehr wichtig, dass man ein gutes Netzwerk pflegt und sich gegenseitig hilft. Das funktioniert im Speziellen innerhalb des Autofit-Verbundes sehr gut.

Wo glaubst du, wird die freie Garage in den nächsten Jahren weiter investieren müssen, um Diagnose-technisch à jour zu bleiben?

Es führt ganz klar kein Weg mehr an der Herstellerdiagnose via PassThru vorbei. Wer hier nicht in Know-how und Technik investiert, wird in Zukunft nur noch schwer rentabel arbeiten können. Denn er wird sehr viel unterwegs sein, um seine Kundenfahrzeuge zu den entsprechenden Markenvertretungen zu fahren.

Natürlich muss man sich nicht in jedem Fall selbst einen Laptop mit Software und Schnittstelle vom Hersteller aufsetzen, wie ich das getan habe. PassThru funktioniert auch mit gewissen Multimarken-Testern und spezialisierten Anbietern wie EuroDFT. Genauso wichtig ist es meiner Meinung nach, in sein Netzwerk zu «investieren», gute Kontakte zu pflegen und sich gegenseitig zu helfen.